2016
Künstlerische Abschlussarbeiten der Performance Studies
Es geht, wie gesagt, um Milch
Im Januar feierte der im deutschsprachigen Raum einzigartige Master-Studiengang Performance Studies an der Universität Hamburg sein 10jähriges Jubiläum. In diesem Jahr schließen zehn Absolvent_innen ihr Studium ab. Sie präsentieren ihre künstlerischen Masterarbeiten auf Kampnagel. Vor dem Hintergrund ihrer verschiedenen praktischen und theoretischen Herkünfte präsentieren sich Tänzer_innen, Wissenschaftler_innen und Schauspieler_innen aus sechs verschiedenen Nationen und reflektieren künstlerisch ihre Performance Studies. Kultur- und sozialwissenschaftliche Reflexion und ästhetische Bildung verbinden sich zur künstlerischen Praxis in Performance, Theater, Tanz und Choreografie.
Andrea Krohn - LOOK CLOSER UNTIL YOU TOUCH IT
You see each other. And you see a dancer. She perceives herself looking at the audience while they themselves are observing her movements. Imagine all those tiny sight lines as little threads jumping chaotically through the space. Can a dancer follow those invisible threads, grab or maybe even create them? As the human gaze is fleeting, movements are as well vanishing at every moment.
Observe carefully what you see while it´s happening. Listen to our voices… here...there…now… gone. Now close your eyes. What do you see? What is your eye looking for? The movement of the eyeball is as impossible to catch as dance itself. Is there a difference between the movement of the gaze and the one of the eye? If so, then how much is the gaze directed and how much freedom do we allow it? A choreography about interaction and expectations on the action of looking.
Performance and Text: Andrea Krohn
Dramaturgical Assistance: Markus Posse
Performance: Eva Glitsch, Christine Kristmann, Carolin Jüngst, Andrea Krohn
Andrea Krohn is a dancer, performer and choreographer. She graduated in dance and dance education by the State University of Campinas/BR (UNICAMP). Her interest lays in questioning matters of power, identity and perception. In Brazil she worked with the dance theater group “Artesãos do Corpo”, receiving several prizes and nominations. Since 2011 she is in Germany working as a teacher as well as a choreographer and performer in solo productions and in collaboration with different artists. www.andreakrohn.net
Anne Pretzsch | ungeachtet dessen
Ein Raum an den ein anderer grenzt. Es gibt einen Ort zwischen den Grenzen, für den es keine Wörter gibt. Innerhalb dieser sind bestimmte Dinge zulässig und andere nicht. Es scheint einen Raum zwischen unseren Konzepten, Zuschreibungen, Beurteilungen und Ansichten zu geben, in welchem Sprachlosigkeit die Überhand gewinnt. Es gibt einen Moment, der einen zu großen Verlust der eigenen Sicherheit, Freiheit oder Identität bedeuten würde, um ihn zu durchbrechen. Kein Stillstand, aber manchmal auch keine Beweglichkeit. Vielleicht gliche die Materialität einem Band.
Mit Anna Sarah Hubner, Christine Kristmann, Lionel Tomm, Anne Pretzsch
Dramaturgischer Support: Dr. Karin Nissen Rizvani, Su Jin Kim, Renske Ebbers
Outside Eye: Malte Pfeiffer
Musik: Leonard Cohen
Support Raumkonzept: Matthias Anton
Anne Pretzsch Text, Sprache, Körper und Zwischenräume. Studierte Deutsche Sprache und Literatur und Osteuropastudien in Hamburg. Veröffentlichte 2011 ihren Erstlingsroman und hielt zahlreiche Lesungen (u.a. im Golem Hamburg) und besuchte ein neunmonatiges Mentoring. Seit September 2015 leitet sie Kinder- und Jugendtheatergruppen am Theater Zeppelin und seit April 2016 auch amTheaterdeck in Barmbek und arbeitet als freie Dramaturgin.
Persönlicher Dank Anna, Lio, Christine, Johan, Joscheba, Fi, Lois, Felix, Carolin, Christiane, Carola, Michael, Ursina, Malte
Insa Griesing | WELLENREITEN
Wir lassen uns treiben, schwimmen weit hinaus und tauchen tief ein – trockenen Fußes, selbstverständlich. In enger Verbundenheit stricken wir die Maschen dichter noch, um nicht aus dem Netz zu fallen. Im Blindflug geht es weiter, über die Meere und Ozeane, selbst Berge überwinden wir in Lichtgeschwindigkeit. Die Länge jedoch bleibt den Augen verborgen, denn wie hoch die Wellen schlagen weiß nur das Spektrum.
Ein Bisschen Spannung muss schon sein.
Mit Luise Leschik und Insa Griesing
Outside Eye: Antje Pfundtner, Malte Pfeiffer und Studierende des Jahrgangs
Insa Griesing studierte Kultur- und Medienpädagogik an der Hochschule Merseburg, mit dem Schwerpunkt Medien und Theater. Während ihres Studiums leitete sie Spielgruppen am Schauspielhaus Leipzig, am Maxim Gorki Theater Berlin und engagierte sich beim Aufbau des SPINNWERK, der experimentellen, jungen Bühne für Theater und Performance des Centraltheaters. Nach ihrem Abschluss arbeitete Insa zunächst im Mischhaus Leipzig, worauf hin ein Engagement als Theaterpädagogin am Landestheater Tübingen folgte.
Persönlicher Dank Luise Leschik, meinen Jahrgang 14 und meiner Familie.
Jennifer Krzikawski | OUT SIDE | IN SIDE | OUT
1.2.3.4.5.6.7.8.
Enthüllende Verhüllung oder verhüllende Enthüllung.
Das Innere nach außen kehren oder das Äußere nach innen.
Transformation des Körpers und Spiel der Ichs.
Das ist "Out Side| In Side| Out": Masken als Instrument der verhüllten Enthüllung im Spiel der Bewegung. In Kontakt gehen mit seinen inneren Anteilen. Diese formen, sichtbar machen, verinnerlichen, abspalten, anordnen, akzeptieren, auswählen, betrachten, genießen.
VON UND MIT: Jennifer Krzikawski
Dramaturgischer & Choreographischer Support: Eva Hase, Gloria Höckner
Outside Eye: Ursina Tossi, Antje Pfundtner
Jennifer Krzikawski studierte "Theater im Sozialen. Theaterpädagogik" mit dem Schwerpunkt Performance an der HKS Ottersberg. Mit ausgewählten Performances nahm sie 2013 am OutNow! Festival und dem LaStrada teil. Seit 2012 leitet sie diverse Theatergruppen, Workshops und Projekte in den Bereichen von psychiatrischen Einrichtungen, der Lebenshilfe und Jugendarbeit.
Persönlicher Dank an Familie, Olivia, Charlotte, Eva, Glori, meinen Jahrgang, die Otti -Gang, die Performance -Crew, Ursina, Antje und Christian Bohdal.
Marc Carrera | The Message is the Message
“The Message is the Message” could be the return of McLuhan’s ironic thesis ‘The medium is the message’ to its original departure point: a simple deconstruction. But such a journey –back to the simplicity of a statement like “a rose is a rose is a rose”– is not possible anymore because the experience has been already done and the indelible historic imprint is left “for ever” in the timeline of events. What we get is therefore not what we see, but what we have already seen. “The Message is the Message” consists of an exercise of dance iteration and visual sedimentation. A progressive accumulation of the same leading towards a no-end.
Mit Raha Emami Khansari, Véronique Langlott, Marc Carrera
Mentoring: Ursina Tossi, Antje Pfundtner
Marc Carrera studierte Philosophie an der Universität Barcelona. 2012-2015 leitete er das Tanzstudio Tatwerk Berlin und etablierte es als einen von Künstlern getragenen Raum für Projekte im Bereich zeitgenössisches Theater, Tanz & Performance. Mit dem Stück Tanz Europe Express gewann er 2013 den Jurypreis beim 100 Grad Festival Berlin/Sophiensæle.
Persönlicher Dank an Raha und Véronique, Andreas (für den Turm von Hanoi in der letzten Minute), Teresa Hoffmann, Ursina Tossi, Antje Pfundtner, Lucie Schröder, Gloria Höcker, Su Jin Kim, Dina Öhler-Lindström, und alle von Euch, mit denen wir Gespräche über Wiederholung, Politik und über das Leben im Allgemeinen geführt haben.
Su Jin Kim | COLORED NOISE
In the autobiographical dance performance Colored Noise, she introduces herself and questions the relationship between body memories, perception and identity. Her body gives form to its own experiences. She traces in space what the body remembers. At the same time she becomes aware of a feeling. The memory transforms the memory: What remains and how does the body react to it? What do you perceive while she moves?
Von und Mit Su Jin Kim
Dramaturgischer Support: Lina Höhne und Anna Hubner
Su Jin Kim absolvierte ihren Bachelor of Arts an der Ewha Womans University of Seoul, Südkorea mit dem Schwerpunk Tanz und Nebenfach Sportpädagogik. Nach ihrem Abschluss trainierte sie von 2011 bis 2014 an der Salzburg Experimental Academy of Dance (SEAD) in Salzburg. Sie ist seit fünf Jahren als Tänzerin, Choreografin und Performerin tätig.
Persönlicher Dank an Anna Hubner, Lina Höhne, Malte Pfeiffer, Antje Pfundtner, Ursina Tossi, Ricarda Köneke, Matthias Tonn, Annika Tonn, Dina Öhler-Lindström, Guy Marsan, Emilie Girardin, Luise Leschik, Henrique Antão, meine Eltern und meinen Jahrgang 14.
Dina Öhler-Lindström - Schau
An was wird eine Künstlerin gemessen: an ihrer Kunst oder ihrem Auftreten? Was ist, wenn dies beides dasselbe ist? Gibt es so etwas wie generelle Erwartungen an die Kunst oder an die Künstlerin? Sind Erwartungen das gleiche wie Vorurteile? Was ist wenn die Künstlerin sich selbst als Exponat inszeniert? Schau setzt sich mit Wegen der (Selbst)repräsentation auseinander und verhandelt Bilder von Stereotype und Künstlerinnenfigur. Schau ist ein Spiel mit der Rolle nach dem Motto: alles was glänzt ist Gold, oder nicht?
Von und mit: Dina Öhler-Lindström und Luise Leschik
Dina Öhler-Lindström studierte bildende Kunst an der HfbK in Hamburg mit dem Schwerpunkt zeitbezogene Medien. Ihre Arbeiten waren bei zahlreichen Gruppenausstellungen in Deutschland und Dänemark zu sehen. Nebenher unterrichtete sie an Kunstschulen und erarbeitete ein performatives Theaterprojekt mit Kindern an der Wilhelmsburger Grundschule an der Burgweide. Sie ist Stipendiatin des Deutschlandstipendiums.
Persönlicher Dank an: Su Jin Kim, Luise Leschik, Guy Marsan, Malte Pfeiffer, Antje Pfundtner, Kulturstiftung Matrong, meine Familie.