2018
MASTER PIECES
Künstlerische Abschlussarbeiten 2018
Masterstudiengang Performance Studies
Universität Hamburg
"Die Meisterwerke der Vergangenheit sind für die Vergangenheit gut: für uns sind sie es nicht."
Antonin Artaud, Schluss mit den Meisterwerken
Meisterwerk und/oder Masterarbeit?
15 Absolvent*innen aus neun Ländern und vier Kontinenten spielen mit den Begriffen und ihren Ambitionen.
Sind sie Meister*innen der performativen Künste?
Wofür brennen Sie?
Künstlerische Betreuung: Jochen Roller
Studiengangsleitung: Prof. Dr. Gabriele Klein, Prof. Dr. Wolfgang Sting, Prof. Dr. Martin Jörg Schäfer
Nathalie Giele, Clara Marie Herrmann, Yvonne Peters | Verweil[æ] doch
Eine Voyage durch die Facetten menschlichen Glücks: Was rührt uns an und wie lange? Wie steigert man einen Augenblick? Wer oder was lenkt unser Wollen? Und warum kriegen wir nie genug?
VON & MIT: Nathalie Giele, Clara Marie Herrmann, Yvonne Peters, Dinah Büchner, Jon Dahl, Florian Entenfellner, Samuel Gawlowski, Frederic Lilje
Nathalie Giele absolvierte den Diplomstudiengang Theologie. Derzeit verfolgt sie parallel zu ihrem Studium ein Promotionsprojekt zur Schnittmenge von Theologie und Gegenwartstheater. Zudem leitet sie Applied-Theatre-Projekte.
Clara Marie Herrmann schloss das Studium Bachelor of Arts im Fach Zeitgenössischer Tanz ab. Sie tanzte u.a. unter der Leitung von José Vidal und Shumpei Nemoto und leitet u.a. Tanztheater-Projekte im sächsischen Strafvollzug.
Yvonne Peters absolvierte den Bachelor of Arts im Fach Musik und Bewegung mit Jazz-Gesang als erstem Instrument. Im März dieses Jahres veröffentlichte sie unter dem Künstlernamen „YvoeRee“ ihr Debütalbum „milkfroth“.
Persönlicher Dank an: Max Mandery, Vincent Dombrowski, Eva Glitsch, Adrian Giele
Lina Höhne | Staging Echoes
Lina Höhne setzt sich mit dem Körper als Resonanzraum auseinander. Erinnerungen, Wiederholungen, Manipulationen und das Echo von gelegten Spuren werden zur Grundlage für die Choreographie. Bachs unvollendeter Contrapunctus aus der Kunst der Fuge dient als Rahmung des Stückes. Angelehnt an die Übersetzung von Fuge – fuga im Latein bedeutet Flucht – entziehen sich die Bewegungen jeder Festlegung in einem Bühnenscore – sie werden durch das Zuhören immer wieder neu gefunden. Etwas Unvollendetes, dennoch Wider- und Wiederhallendes schwingt zwischen den beiden Körpern.
VON & MIT: Lina Höhne und Teresa Hoffmann
Lina Höhne absolvierte eine Ausbildung zur Ensembleleiterin in den Hauptfächern Klavier und Dirigieren an der Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen. Sie absolvierte ihren BA in zeitgenössischer Tanzpädagogik an der MUK Privatuniversität der Stadt Wien. Zwischen 2011 und 2017 war sie Teil des Teams von Yante, eines Community Dance Projektes in Ramallah, Palästina. Sie ist Stipendiatin des Studienwerkes Villigst e.V. und erhielt 2013 das Startstipendium des BMUKK für ihr Projekt the third generation.
Persönlicher Dank an: Antje Pfundtner, Carolin Jüngst, Olivia Hild, Stefan Pinl, Lovis Höhne und Yousef Sbieh
Thordis M. Meyer | Einzelkämpfer*in Sound Escapes – eine Sisyphusarbeit
║: Wieder und wieder holt Thordis M. Meyer in dieser sinnlosen Selbstaufgabe zum großen (Herz-)Schlag aus. Und ver_sagt. Und singt. Und nochmal. Eine Re_Petition für queeres Scheitern und Standing Variations, die sich nicht im Wiederholen erschöpfen, sondern das Wiederholen ausschöpfen will. Thordis M. Meyer hat sich am 30.5.2018 fristgerecht und in formaler Top-Form erneut auf den Masterstudiengang Performance Studies beworben, mit dem sie und die K.O.mpa_nie heute Abend abzuschließen versuchen. Die schlagkräftige Déjà-Revue nimmt ihren Lauf – dabei will sie doch eigentlich nur zurück. Wo zur weltUnter bist Du :║
VON & MIT: Thordis M. Meyer und K.O.mpa_nie
Thordis M. Meyer ist Teil des Berliner Electro-Kollektivs minutektiv und Gesangsschüler*in von Caroline McPherson. Die Diplom-Kommunikationswirt*in (UdK Berlin) absolvierte eine Jazz-Gesangsausbildung und zwei Tanzprogramme.
Persönlicher Dank an: Caroline McPherson, die herzallerliebste K.O.mpa_nie, Lenika Long, Claudia Lomoschitz, Angela Kecinski, Maya C. Sternel, Hans-Hinnerk Meyer, Swaantje Gieskes, Meryem Kilic, Katharina Greven, Antje Pfundtner, alle Ratgebenden, meine Familie und Freund*innen, alle Kommiliton*innen – und ein ums andere Mal an Sissi Voss.
Patrick Dudek | Auf neue Gedanken kommen
Plötzlich hat sich der Gedanke in meinem Kopf wie eine Zecke eingenistet. Angst durchfährt meinen Körper. Ich realisiere, dass er nun da ist. Unzerstörbar. Er nimmt mich gefangen. Das Denken wird zur Sucht. Ich hasse es so sehr wie ich es brauche. Jeder Versuch das Denken zu unterlassen, macht alles nur noch schlimmer. Ich verlasse Raum und Zeit bis nur noch mein Denken bleibt.
Was sind Zwangsgedanken? Woher kommen sie? Welche Wirkung haben sie? Diesen Fragen widmet sich Patrick Dudek in seiner Abschlussperformance und präsentiert eine körperliche und klangliche Umsetzung der Wirkung und Beschaffenheit von Zwangsgedanken. Dabei unternimmt er den Versuch, eine persönliche Antwort auf die Frage zu geben, wie mit Zwangsgedanken umgegangen werden kann.
VON & MIT: Patrick Dudek & Elisabeth Herfurth (Co-Regie, choreografische und dramaturgische Unterstützung)
Patrick Dudek absolvierte ein Bachelorstudium der „Erziehungswissenschaften“ und das Masterstudium „Organisationskulturen und Wissenstransfer“ an der TU Braunschweig. Er choreografierte für große Musicalproduktionen (u.a. Rolf Zuckowskis "Der Kleine Tag") und tourte europaweit mit dem Bee Gees Tribute "Massachusetts". Neben der aktiven Bühnenarbeit gibt Patrick sein Wissen in Workshops und Theater- sowie Schulprojekten weiter.
Persönlicher Dank an: Nathalie Giele
Renalda Mtaki | Bodied
„In der Nacht, bevor die Rhythmen verstummten, arbeiteten unsere Körper, um für sich selbst zu sorgen.“
In Renalda Mtakis Performance erzeugen Bewegungen, Konstellationen und Bilder von Körpern einen Rhythmus aus Vorher und Nachher, Prä- und Postkolonialität.
VON UND MIT Renalda Mtaki und Linda Albert, Florian Valentine Entenfellner (Performance), Ilja Mirsky (Bildende Kunst & Performance), Dinah Büchner (Dramaturgie) und Grigorii Popov (Bühnenbild)
Renalda A. Mtaki schloss 2012 ihren BA in Performing Arts an der Universität Dar es Salaam, Tansania, ab. Dort arbeitete sie als Theater-Lehrerin an einer internationalen Schule, wo sie den Bereich „Theater und Tanz“ gründete und leitete. Seit 2009 wirkt sie in verschiedenen Projekten in Tansania, Ostafrika und Europa mit. Unter anderem baute sie eine Initiative zur sozialen Stärkung junger Frauen durch künstlerische und handwerkliche Fähigkeiten auf (Tansania, 2009) und gestaltete theaterpädagogische Projekte und Workshops zur Unterstützung weiblicher Flüchtlinge bei der Bewältigung von traumatischen Erlebnissen (Dänemark 2012 und Hamburg 2015 - 2016).
Josema Enríquez, Kotka Gudmon, Paula Jütting, Lionel Tomm | SUPRPOWR
Ich bin: 4 gezeichnete Körper, voller Privilegien. Ich habe: Superkräfte. Ich kann: mir Raum nehmen, Raum geben, ich: erfahre und verursache Gewalt. Im Spiel mit den Sinnen frage ich: Was ist bei der Geburt entschieden? Ich suche nach Bildern der Zukunft.
Das Kollektiv unterstützt sich seit März 2018 im Kampf gegen alltägliche Missstände mit Superkräften. Ein laufender Diskurs über die Wirkungsmacht des Kollektivs, den Mehrheitsdruck in der Gesellschaft und die Macht der Privilegien. Dieser Körper ist mehr als die Summe seiner einzelnen Teile.
VON & MIT: Josema Enríquez, Kotka Gudmon, Paula Jütting, Lionel Tomm
Josema Enríquez, M.A in darstellende Künste, arbeitet als Performer und Pädagoge in verschiedenen künstlerischen Gruppen, mit Menschen aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Er interessiert sich für die darstellenden Künste als Mittel zur Diskussion politischer Fragen.
Kotka Gudmon, M.A. in Kuration, Kunstmanagement, ist Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Kotka interessiert sich für Wechselwirkungen zwischen baulichem Umfeld und Performance, sowie für die Medialität und Ästhetik ihrer Vermittlung.
Paula Jütting, Sozialarbeit/Sozialpädagogik B.A., verknüpft ihr sozialpolitisches Interesse mit ihrer künstlerischen Praxis als Performerin. Hierbei liegt ein Schwerpunkt auf dem Tanz und der Kontaktimprovisation.
Lionel Tomm, Theater im Sozialen. B.A., ist als Musiker und Straßenkünstler aktiv und Teil des Netzwerkes Rotzfreche Asphaltkultur (RAK). Als Performer stand er zuletzt international in Brett Baileys Installation Sanctuary auf der Bühne.
Persönlicher Dank an: Verena Steiner am Klavier, Janis Jirotka, Karola Jütting, Karin Nissen-Rizvani, Uta Lambertz, Bruni Nowak, Antje Pfundtner, Mariví Solís Plano, Terézia Klenovszkiné Szépvölgyi, Marton Yuhaas
Serfiraz Vural | Sahmaran
Weise, allwissend und aufopfernd ist die Schlangenfrau Sahmaran. Als Symbolfigur von der kurdischen Frauenbewegung gefeiert. Wer ist Sahmaran heute und wer war sie? Serfiraz Vural macht sich auf den Weg, diese kurdische Mythologie zu erschließen.
VON & MIT: Serfiraz Vural, Ursina Tossi
Serfiraz Vural ist Diplomsoziologin. Ihre thematischen Schwerpunkte liegen in der Migrations-und Genderforschung. Ihr besonderes Interesse gilt der post- und dekolonialen Ästhetik. Verbunden fühlt Sie sich politisch und aktivistisch mit der Schwarzen feministischen Gruppe Generation Adefra, mit Woman of Color-Räumen und mit der kurdischen Frauenbewegung. Als Performerin arbeitete Sie zuletzt 2017 unter Jochen Roller in der Inszenierung "Blutsbrüder" in Berlin und zwischen den Jahren 2015 bis 2017 für das Teatro del Leming / Intime Fremde in Italien unter der Leitung von Chiara Rossini.
Persönlicher Dank an: Generation Adefra und an alle widerständischen und widerspenstigen kurdischen Frauen!
Yolanda Morales Hernández | Pfh, Pfh, Pfh ...
Ausatmen, einatmen – ausatmen, einatmen. Anspannung und Entspannung funktionieren hier zu zweit. Die Performance setzt sich mit zwei Themen auseinander: einerseits mit dem Phänomen der Resilienz, die sich als physischer Widerstand im, am und mit dem Körper zeigen lässt, andererseits mit der Idee flexibler Menschen und Körper im Kontext neoliberaler Entwicklungen.
VON & MIT: Yolanda Morales Hernández, Beatrix Simkó (Performance & Komposition) Christopher Ramm (Musik), Marie-Luise Otto (Kostüme)
Yolanda Morales Hernández erhielt ihr Diplom im Fach Zeitgenössischer Tanz an der Universität Puebla und dem Instituto Nacional de Bellas Artes in Mexiko, daneben studierte sie Tourismus und absolviert den Master in Deutsch als Fremdsprache an der Universität Leipzig. 2014 erhielt sie eine einjährige Konzeptförderung für Choreografie von der mexikanischen Kulturbehörde (PECDA/CONECULTA). Sie tanzte beim Leipziger Tanztheater und jahrelang bei der Company Escénica Obra Negra in Chiapas Mexiko.
Persönlicher Dank an: Antje Pfundtner, Emma Szabó, Daniel Dömölky, Camilo Angola, Arminda Hernández, Zaira Lobato, Shahab Anousha
Shahab Anousha | Whirlpool
„Das Subjekt verschwindet, aber zugunsten einer diffusen, schwebenden, substanzlosen-Subjektivität…“ (J. Baudrillard)
Ausgangspunkte der Performance sind die in der Kunst- und Tanzforschung aktuellen Diskurse um Abwesenheit und Ästhetik des Verschwindens.
VON: Shahab Anousha, Maximilian Mandery, Jon Dahl, Josema Enríquez, Frederic Lilje
Shahab Anousha absolvierte Theater und darstellende Literatur (Master of Arts) an der Universität Teheran. Seit 2014 arbeitet er als freier Performance Künstler in Berlin, Hamburg, Dresden und Teheran. Zuletzt hat er das Projekt Remote Teheran von Rimini Protokoll als Regieassistent und Produktionsmanager begleitet.
Persönlicher Dank an: Antje Pfundtner, Christopher Ramm, Ilja Mirsky, Marc Carrera
Ana Laura Lozza | The Throw Dance
Können wir eine ökologische Perspektive in eine Bewegungspraxis übernehmen, die sich auf das Residuale richtet? Kann es einen Hypertanz geben, dessen Bewegungen exzessiv und gleichermaßen minimal sind? In der Art eines Reinigungsrituals stellt sich dieser Tanz der Aufgabe, in der Immanenz einer unproduktiven Produktion zu verbleiben, eine geteilte Hyperaktivität zu entfalten und dabei die allgegenwärtige Seinsform des Autodidakten zu umkreisen, die unsere Leben bestimmt.
VON & MIT: Lara Bogataj, Christopher Ramm, Camila Malenchini, Bárbara Hang, Ana Laura Lozza.
Ana Laura Lozza schloß ihren BA Choreografie am HZT Berlin ab. Unter dem Label „Acá No Hay Delivery“ kreiert und produziert sie ihre Arbeit zusammen mit der Künstlerin Bárbara Hang. 2013 erhielt sie das Danceweb Stipendium. Sie ist Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes seit 2012.
www.acanohaydelivery.com
Persönliche Dank an: Thordis, Christian, Jutta, Sonja, Yolanda, Anton, Shahab, Lina, Verena, Tian, Serfiraz, Anna, Christopher, Barbara, Marian, Agustín und Bruno. Mit freundlicher Unterstützung der Studienstiftung des deutschen Volkes.