Gesten des Tanzes – Tanz als Geste
Kulturelle und ästhetische Übersetzungen am Beispiel der internationalen Koproduktionen des „Tanztheater Wuppertal“
Projektleitung: Prof. Dr. Gabriele Klein / FB Bewegungswissenschaft / Performance Studies
Laufzeit: 2013-2017
Finanziert durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Das Forschungsvorhaben untersucht die kulturellen und ästhetischen Übersetzungsprozesse von Gesten am Beispiel der 15 internationalen Koproduktionen des Tanztheater Wuppertal. Dabei stehen die (urbanen) Alltagsgesten im Vordergrund, die das Ensemble in den kulturellen Kontexten der koproduzierenden Länder erfahren, recherchiert und in die Choreografien integriert hat.
Mit Hilfe von außergewöhnlichen empirischen Materialien (Aufführungsmitschnitte und „Paratexte“ der Choreografien, bildliche und schriftliche Aufzeichnungen über Proben), die die Pina Bausch Foundation aus dem noch nicht bearbeiteten Archiv-Material für dieses Vorhaben zur Verfügung stellt, sowie weiteren empirischen Erhebungen (Publikumsbefragungen, Interviews mit Tänzer/innen, Begleitung von Proben, Film- und Bildmaterial im Internet) untersucht das Forschungsprojekt die Hervorbringung von kulturellem Wissen und die Formen und Rahmungen interkulturellen Verstehens in und durch tänzerische Gesten. Dabei sollen drei Analyseebenen unterschieden werden: die szenische Darstellung der Tänzer/innen, die Solound Gruppentänze und die Choreografie, ihre zeitlich-rhythmischen und räumlicharchitektonischen und interaktiven-figurationalen Aspekte.
Das Forschungsvorhaben will damit einerseits einen grundlegenden tanzwissenschaftlich und kultursoziologisch fundierten Forschungsbeitrag zu einer Kultur- und Sozialtheorie der Geste leisten, indem anstelle einer anthropologischen Vorstellung der Geste die Kulturalität und Sozialität der Geste unterstellt und ihr Potential für interkulturelle Verständigung befragt wird. Zum anderen dient das Forschungsvorhaben dazu, die Geste als einen grundlegenden tanztheoretischen Begriff konzeptionell vor dem Hintergrund der Frage interkulturellen Verstehens zu fassen. Dazu soll das Verhältnis von Alltagsgeste und tänzerischer Geste, die als künstlerische Geste gemeinhin als Geste „zweiter Konstruktion“ (Brandstetter 2010; Fischer-Lichte 2010) verstanden wird, unter der Forschungsperspektive des interkulturellen Verstehens der Geste zum Untersuchungsgegenstand gemacht und hierbei der Blick vor allem auf die Performativität und Körperlichkeit der Geste gelegt werden.